Es ist schon erstaunlich, das der Neandertaler seinen Namen nicht von dem Wissenschaftler hat, der die ersten Knochen entdeckt hatte, sondern von einem Pastor und Kirchenmusiker. Hätte der bekannte Kirchenmusiker Joachim Neander (“Lobe den Herrn…“), seines Zeichens großer Fan von Spaziergängen und Wassertreten in dem nahe Düsseldorf gelegenen Gestein gewusst, auf welchem schicksalsschwerem Grund er lustwandelte, hätte er vielleicht die biblische Entstehungsgeschichte neu überdenken müssen. Das Gestein – oder auch Hundsklipp genannt – wird später wohl auch wegen seinem Schaffen „Neanderthal“ genannt (das „h“ fällt nach der Rechtschreibereform von 1905 weg). Und fast 200 Jahre nach dem Tod von Joachim Neander (1680), im Jahre 1856 fanden Arbeiter beim Kalkabbau fossile Überreste eines Urzeitmenschen aus dem Pleistozän. Die Knochen dieses Urzeitmenschen wurden von dem Lehrer und Naturforscher Johann Carl Fuhlrott aus Elberfeld als vorgeschichtlicher Mensch identifiziert und später vom Iren William King nach dem Fundort benannt und als Neandertaler (Homo neanderthalensis) bekannt. Und so ist der Kirchenvertreter der indirekte Namensgeber für ein Spezies in der Vorzeit des modernen Menschen geworden.
Inmitten des heutigen Neandertal liegt ein bemerkenswertes Museum, in dem man als Besucher diesem Urzeitmenschen auf die Spur kommen kann. Das Neanderthal-Museum ist ein moderner Bau aus den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der größte Teil der Ausstellung steht in einem spiralförmigen, aufsteigenden Gang, in dem der Museumsbesucher sich langsam durch die Zeitgeschichte nach oben arbeitet. In einer Reise durch die Zeit findet sich der Besucher auf einem wirklichen Rundgang durch die vergangenen Epochen. Mit Kopfhörern bewaffnet entdeckt man an jedem der vielen Exponate Erklärungen via Kopfhörer (mehrsprachig). Sonderaustellungen beleuchten Spezialthemen. Etwas entfernt vom eigentlichen Museumsgebäude findet ich eine Nachgebaute „Fundstelle“ (die Original-Fundstelle ist bereit seit 1900 in Vergessenheit geraten bzw. dem Kalkabbau zum Opfer gefallen), in einem Wildgehege werden Tierarten rückgezüchtet, wie es sie in der Gegend nur zu Zeiten der lebenden Neandertaler gegeben hat. Und selbst ein Waldweg mit Kunstwerken rund um das Neandertal ist angelegt.
Ein wirklich lohnender Ausflug für die ganze Familie und eine Reise in die Vergangenheit der Menschen.
Neanderthal Museum
Talstraße 300
40822 Mettmann
https://www.neanderthal.de
Öffnungszeiten für Neandertal-Museum und Fundstelle
Dienstag bis Sonntag: 10 – 18 Uhr.
Autor: Markus Lenk, www.duesseldorf-netz.de, Foto: Ilya Kalachev
Foto: Markus Lenk
Datum: 06.12.2008
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